Teilt die guten Geschichten

By Mathias Winther Kolind | Nov 05 2014

Meine Mutter schickte mir einmal mit der Post eine Kopie eines Ausschnitts aus der Lokalzeitung. Es war ein Leserbrief an die Redaktion, den ich gegen die Pläne zur Auflösung meines alten Handballvereins geschrieben hatte. Ich war über den Ausschnitt erfreut und rief sie sofort an, um die Angelegenheit zu kommentieren und zu besprechen. Später zeigte ich ihn meinen Freunden, von denen die meisten ihre Anerkennung in Form eines nach oben gerichteten Daumens ausdrückten.

Diese Geschichte ist ein Beispiel für die soziale Interaktion, wie sie im wahren Leben bezüglich eines Inhalts in der Zeitung abläuft, der in diesem Fall ausgerechnet für mich selbst eine hohe Relevanz hatte. Damals ging das noch analog vonstatten mithilfe von Medien wie Papierzeitungen, Post oder Telefon. Heute würde die gleiche Interaktion online über soziale Medien wie Facebook, Twitter und Instagram ablaufen. Der Wunsch und das Bedürfnis, etwas zu teilen, zu diskutieren und zu zeigen haben sich nicht geändert und sind ein fest verankerter sozialer Mechanismus des Umgangs der Menschen miteinander. Die Art der Verbreitung hat sich verändert, und der Durchbruch der sozialen Medien ermöglicht es, unsere Interaktionsbedürfnisse auf einfachere und schnellere Weise zu befriedigen.

Untersuchungen haben gezeigt, dass wir vor allem deshalb auf sozialen Medien teilen, um anderen zu gefallen, um uns selbst zu definieren, zu entwickeln und um unsere Freundschaften zu pflegen oder um Aufmerksamkeit für eine Sache zu erregen. Tagtäglich werden für Zeitungen auf der ganzen Welt tausende von qualitativ hochwertigen Artikeln geschrieben, die über die Eigenschaften verfügen, die wir als Leser und Nutzer der sozialen Medien zu schätzen wissen, wenn wir etwas teilen. Leider hat dieser Inhalt in der Regel nur für 24 Stunden Bestand, bis die nächste Ausgabe der Zeitung in den Kiosk kommt.

Digitale Vorteile

Die digitale Version der Papierzeitung gibt den Redakteuren mehr Möglichkeiten an die Hand, um die Lebenszeit der Artikel zu verlängern. Indem das Teilen von Artikeln in den sozialen Medien ermöglicht wird, bekommt der Inhalt einen wohlverdienten Ruhestand als Gegenstand für Debatten, der Freude, des Ekels, für Reaktionen und Gegenreaktionen in einem Forum der sozialen Interaktion, das über die Diskussion beim Brötchen in der Kantine hinausgeht.

Bei Visiolink nutzen wir die Vorteile der eingebauten Sharing-Funktion, die von iOS und Android zur Verfügung gestellt wird. Das bedeutet, dass der Leser seine Artikel in dem Netzwerk teilen kann, das für ihn am wichtigsten ist, und das mit wenigen und standardisierten Schritten. Apple hat sein Sharing-Fenster mit iOS 8 für die Integration von Drittanbietern geöffnet, sodass wir in der Zukunft mehr Sharing-Optionen erwarten können. Das funktioniert so, dass, wenn der Leser über eine Drittanbieter-App auf seinem Gerät verfügt, ihm diese App eine Auswahloption im Pop-up-Fenster anzeigt. In der Abbildung unten kann auf die Notiz-App Evernote als eine Sharing-Option zugegriffen werden, zusammen mit den alten Bekannten E-Mail, Facebook und Twitter. Zudem bietet das Sharing-Fenster die Möglichkeit, den Artikel über AirPrint drucken, ihn in der Leseliste in Safari zu speichern und AirDrop zu benutzen, um ihn über Bluetooth mit Freunden im näheren Umfeld zu teilen.

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Ein Geschäftsmodell mit vielen Perspektiven

So manches Medienhaus ist über das Geschäftsmodell besorgt und fürchtet potenzielle Einnahmenausfälle, wenn es dem Leser erlaubt, Premium-Inhalte frei im Internet zugänglich zu machen. Diese Bedenken müssen aber im Verhältnis zum Markenwert abgewogen werden, der darin besteht, dass sein Inhalt in den sozialen Medien verbreitet wird, in denen sowohl bestehende als auch neue Zielgruppen ihre tägliche Online-Präsenz haben. Es ist wichtig, abzuwägen, welche Benutzererfahrung man als Medienmarke schaffen will. Wenn sich der Zugriff auf den gemeinsam genutzten Artikel auf eine Überschrift beschränkt und man dann auf eine Paywall trifft, kann das zu einer negativen Erfahrung mit der Marke führen. Es ist unsere feste Überzeugung, dass das Teilen von Artikeln mit maximaler Offenheit und dem größtmöglichen Zugang zu den Inhalten erfolgen muss.

Geteilte Artikel sorgen auch für Verkehr auf der Website und dienen als Teaser für die E-Zeitung. Wenn ein Freund einen geteilten Artikel öffnet, steht am unteren Rand des Textes ein Link. Mit dem Aktivieren des Links kann der Benutzer selbst entscheiden, ob er den Artikel im Internet oder auf einem mobilen Gerät lesen will, wonach er direkt auf den Artikel in der App oder im Internet weitergeleitet wird. Alternativ wird die Kauf-Seite der App oder die Website des Medienhauses präsentiert, und schließlich kann der Benutzer auch in den App Store/zu Google Play weitergeleitet werden, wenn die App nicht auf dem Gerät installiert ist.

Keine Funktionalität ohne Statistiken. Wir verfolgen nach, welche Artikel mit welchen Medien geteilt werden, und wir zählen, wie oft ein geteilter Artikel gelesen wird. Auf diese Weise kann die Redaktion verfolgen, wie beliebt ein Artikel ist, und wie lange er nach seinem Veröffentlichungsdatum aktuell ist.

Mein alter Handballverein wurde leider inzwischen aufgelöst, aber das Engagement der lokalen Zeitung in der Sache gewährleistete eine nuancierte und facettenreiche Debatte zwischen Bürgern und Politikern in der Region. Obwohl die Debatte heute in einem viel größeren Ausmaß online abgelaufen wäre, zeigt die Geschichte, wie wichtig es ist, Informationen in relevanten Zusammenhängen aktiv ins Spiel zu bringen. Teilen eines Inhaltes ist nicht nur eine Funktion innerhalb einer App, es ist viel mehr eine aktive Entscheidung, seinen Inhalt in die öffentliche Debatte einzubringen, an der der Leser teilnimmt.


Mathias Winther Kolind

Author

Mathias Winther Kolind

Product Manager