Ist die Wahrheit da draußen?

By Thomas Wittenburg | Apr 25 2017 | Events | Insights | Media

"Ich widerspreche vehement. Die Rolle eines Journalisten ist nicht es zu urteilen, und darüber reden Sie", sagte der Chefredakteur der Jyllands-Posten Jacob Nybroe zur Chefredakteurin Lea Korsgaard von Zetland, bei einer Podiumsdiskussion, moderiert von Visiolink in der schönen Aarhus City Hall am Mittwoch, den 19. April. Im Mittelpunkt der Debatte standen der Zustand und die Zukunft des Journalismus, und eines der Hauptthemen war das Vertrauen (und Misstrauen) zwischen Menschen, Medien und Regierungen. Es war eine feurige Debatte von Anfang an, mit Lea Korsgaard‘s Angriff auf die traditionelle Rolle des "nackten Journalisten". "Man kann in einem Kampf um richtig oder falsch nicht neutral bleiben - Man muss eine Seite wählen," sagte sie.

Beide Herausgeber erkennen die Probleme der Branche, obwohl deren Verlage ganz anders funktionieren. Zetland ist ein reines Internet-Medium mit einem strikten Fokus auf längeren Artikeln und eingehenden Analysen. Jyllands-Posten ist auf der anderen Seite eine Zeitung aus dem Jahr 1871. Ihre Internet-Präsenz ist ähnlich wie bei den meisten Zeitungen, eine Kombination aus längeren Artikeln, Analyse und kurzen, leicht verdauliche Nachrichten. 


Eine Ansicht die beide teilen, sowie Lars Werge, Vorsitzender der dänischen Union of Journalists, ist die Ressource-Herausforderung. Es ist zwingend notwendig, dass Medien und Journalisten die Art und Weise wie sie organisiert sind kritisch hinterfragen. Wie wird Journalismus praktiziert und Individualismus kreiert, und dabei ein gewisses Maß an Glaubwürdigkeit behalten. 

Glaubwürdigkeit ist immer ein zentrales Thema. Lars Werge wies darauf hin, dass die Glaubwürdigkeit der Journalisten immer auf dem gleichen Niveau war wie bei Politiker oder Gebrauchtwagenhändlern. Viele Medien haben damit angefangen ihre Arbeitsweise zu zeigen, um ein Gefühl von Transparenz schaffen. 

Der letzte Diskussionsteilnehmer, der Verhaltenspsychologe Anders Colding-Jørgensen, begann mit der Erklärung, wie Bestätigungsfehler funktionieren. Das schien die Grundlage für seinen Standpunkt dagegen, dass alle Ansichten die gleiche Aufmerksamkeit bekommen. "Warum schenken wir z.B. Fanatikern unsere Aufmerksamkeit?", fragte er. Eine gute Frage, wie viele wahrscheinlich zustimmt werden. Warum geben wir Politikern und Provokateuren die auf Misstrauen bauen ein Mikrofon? 

Einer der Ausgangspunkte von Lars Werge, "Vertrauen kann nicht verlangt werden, es kann nur gegeben werden," fasst die Diskussion ganz gut zusammen. Es klingt einfach, aber es ist weit davon entfernt. Vertrauen Sie den Medien? Nein? Sollten Medien mehr daran arbeite, das Sie ihnen vertrauen? Sollten Politiker? Und wie sichern Sie, dass Ihr Vertrauen in sie nicht verletzt wird? Die Debatte hat sicherlich mehr Fragen aufgeworfen als sie beantwortet hat. Aber eine Sache, die ich aus der Debatte mitgenommen habe, und das gab mir eine wenig Hoffnung, war, dass die Wahrheit zählt. Für alle in der Diskussionsrunde. Und die Wahrheit ist ein Schritt in Richtung Vertrauen. 

Sehen Sie sich die vollständige Debatte hier (auf Dänisch)


Thomas Wittenburg

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Thomas Wittenburg

Product Marketing Specialist, digital concept developer, wannabe rockstar and great beard.