Digitale transformation - Die zukunft der zeitung auf dem Bildschirm 

By Frederic Günzel | Okt 06 2016 | Insights

Aus Anlass der World Publishing Expo hat Visiolink einige Reihe von Personen aus der Meidenbranche zur digitalen Zukunft befragt.

Als der digitale Direktor von JP/Politikens Hus, hat Søren Svendsen eine klare Haltung zu der Veränderung die, die digitale Medienbranche, gerade durchläuft. Das bedeutet nicht, dass die Zukunft des Konzerns ein Abschied von fast 150 Jahre gedruckter Geschichte ist.

"Das Medienbild ist stark fragmentiert, mit neuen Akteuren und neuen Möglichkeiten. Es lässt sich diskutieren, ob es auch in Zukunft noch etwas wie Massenmedien geben wird. Wir haben drei große Titel Landesweit, die noch nie zuvor so viele Leser und Nutzer, Druck und online, hatten. Unsere Herausforderung ist das Geschäftsmodell."

Die große digitale Schnittstelle ist für die Medien ein Zugang zu einer wesentlich größeren Leserschaft, mehr als man jemals, während der Blütezeit der gedruckten Auflage, geträumt hätte. Aber neue mobile Nutzungsmuster und der zunehmende globale Wettbewerb bindet die Aufmerksamkeit der Leser. Die Distributionswege gehören heute den wichtigen internationalen Akteuren, wie z. B. Facebook, Google und Apple. Besonders die Anzeige sind betroffen.

Dienstleistungen basierend auf Personalisierung und Daten, sowie Algorithmen für die Handhabung von News-flows gehören zu den Technologien, an denen sich der Mediensektor stark anlehnt, um mit der Entwicklung mithalten zu können.

"Daten und Personalisierung, nehmen mehr Platz in der Entwicklungsarbeit ein. Wir sind teilweise von internationalen Akteuren wie der Huffington Post und BuzzFeed inspiriert, obwohl wir weit davon entfernt sind, die gleiche riesige Menge an Informationen aus sozialen Medien und Blogs, zu haben ".

Die Zukunft der Automatisierung ist schwer vorherzusagen. Algorithmen sind gut um anhand von festgelegten Kriterien zu priorisieren, während andere Priorisierungen menschliche Beteiligung erfordern, meint Søren Svendsen. "Unsere Aufgabe ist es, unter den Optionen die wir haben, das beste auszuwählen. Dies bedeutet beispielsweise, dass unsere Redaktionen in Zukunft maschinelles lernen und künstliche Intelligenz anwenden wird, aber das dies nicht das menschlichen Augen ersetzen kann, um zu entscheiden, was den Lesern präsentiert wird. 

Die Haltung mag leicht reaktiv wirken auf bestimmte „Digitalisierungs- Evangelisten“, die eine weit größere Präsenz auf digitalen Kanälen befürwortet. Aber für JP/Politikens Hus ist es wichtig, nicht in einem schiefen Verpflichtungsverhältnis zu landen.

"Wenn wir uns einige der US-Medien anschauen, dann sind sie fast 100 % von sozialen Media und Suchmaschinen Verkehr abhängig. Wir passen auf unsere Marken auf, und welcher Anteil unseres Verkehrs z.B über Facebook und Google läuft . Bei der Arbeit mit den globalen Akteuren, musst man wissen, was man will und sich darauf konzentrieren welchen Wert man daraus ziehen kann, wenn man diese Distributionskanäle verwendet, erzählt Søren Svendsen und fährt fort:" Wir haben unsere eigenen Kanäle und wir verhalten uns kritisch und konstruktiv gegenüber anderen Kanälen, wie soziale Medien und nutzen sie nur, sofern sie einen Mehrwert für uns schaffen.

Im Großen und Ganzen sind die sozialen Medien eine treibende Kraft, in der Veränderung die die Medienindustrie aktuell durchlebt.  Die Auswirkungen der Verbreitung von Inhalten über Facebook und Google sind angeblich riesig, aber viele Medien können noch nicht den tatsächlichen Wert dahinter sehen.

"Facebooks Instant Articles und Googles Accelerated Moblie Pages sind inspirierende und wichtige Initiativen. Jyllands-Posten hat mit ihrer der selbst entwickelten software QuickView experimentiert, die Artikel sofort liefert. Bei den mobilen Medien muss es schnell gehen, oder man findet etwas anderes. Aber es ist nicht klar, wie die neue Distributionskanäle mehr Geld in den Kassen sicherstellen können. Sie können uns schnell zu neuen Nutzern führen. Aber ob die Menschen unseren Produkten treu bleiben, ist eine andere Sache. Wir wollen nicht zu abhängig von den globalen Akteuren werden, die es auf der einen Seite Chancen erschaffen und auf der anderen Seite zum Verlust der Kontrolle führen.

Der durchschnittliche europäische Zeitungsleser nähert sich den 60 Jahre an. Wenn also die  gedruckt Ausgabe der Zeitung, einschließlich der digitalen ePaper in der Regel sehr treue Leserinnen und Leser haben, kann es, unter anderem, einer langjährige Zugehörigkeit zugeschrieben werden, die junge Leser nicht haben. Kundenbindung im Web ist schwer zu generieren.

 "Mit sozialen Medien sind wir oft noch inm jüngeren Segment, die Benutzer sind zu jung um die News-medien richtig zu nutzen. In der Vergangenheit war die Wahl der Medien ein Teil der Erziehung. Vielleicht ist man 25-30 Jahre, bevor man sich laufend informiert halten muss, über die verschiedenen Nachrichtenkanäle. Es wir oft ein wenig vergessen, wenn wir davon benommen sind, wie effektive soziale Medien geworden sind ", sagt Søren Svendsen.

"Bei unserer Online-Medien sehen wir nicht die Loyalität im gleichen Umfang, wie bei der gedruckten Ausgabe. Es ist für Leser schnell und kostenlos zu surfen und zwischen den verschiedenen Medienunternehmen zu wechseln.  Daher betrachten wir die Verwendungshäufigkeit als Maß für die Treue. Da liegen wir als Medienunternehmen ziemlich gut, wenn wir uns mit anderen Diensten im Internet vergleichen."

Leserbindung und Einnahmen zu generieren ist ein schwieriges Unterfangen im Netz. Aber haben die gedruckte Zeitung und damit auch ePaper überhaupt eine Zukunft, in einem Medienhaus wie JP/Politikens Hus?

 "Ja", konstatiert Søren Svendsen sicher, bevor er fort fährt: "Die tiefsinnigen Nachrichten, die Priorisierung und das Format an sich hat eine Zukunft." Es gibt viele Dinge, die wir noch lernen müssen. Die gedruckte Zeitung, wie wir sie kennen, verändert sich. Bis jetzt erweist sie sich aber als überlebensfähig, während Nachrichten immer mehr Plattformen erreichen. Wir gehen nicht davon aus, dass die gedruckte Zeitung ausstirbt. Das worauf wir uns konzentrieren ist, wie wir weiterhin qualitativ hochwertigen Journalismus betreiben können, um es dann auf allen relevanten Plattformen herausbringen zu können ".

Die digitale Transformation ist in vollem Gange, auch wenn das Geschäftsmodell noch nicht ausgereift ist. Viele Medien versuchen  in verschiedene Richtungen zu experimentieren, die Inspiration kommt jedoch nicht nur von den großen internationalen Akteure. Obwohl die New York Times, Washington Post und The Guardian relativen Erfolgreich sind mit rein digitalen Abonnements,  so können Ihre Erfahrungen und Methoden nicht unbedingt auf einer nationalen Skala, wie z.B in einem Land wie Dänemark angewandt werden. Daher kooperiert JP/Politikens Hus mit vergleichbaren Medien in Deutschland, Schweden und Norwegen. 

"Wir arbeiten mit den völlig gleichen Problemstellungen bei den digitalen Abonnements. Es ist ein enorm guter Dialog über die Landesgrenzen hinweg, darüber was funktioniert und wie die verschiedenen Prozesse anzugehen sind. Wir sind es nicht gewohnt, neue Fachgruppen zu involvieren, aber es ist sehr inspirierend, wie andere beispielsweise Statistiken verwenden, um Abwanderung der Leserschaft zu minimieren oder das andere Medienunternehmen anfangen mit Programmierern in der Redaktion zu arbeiten.

Søren Svendsen fängt nicht an zu zittern, wenn er an die Zukunft denkt. Trotz Kürzungen in der gesamten Branche und in seinem eigenen Unternehmen, ist er sicher, dass die journalistischen Medien einen Platz im Medienbild der Zukunft haben.

"Viele werden sagen, dass der Journalismus sich in einer Notlage befinden und damit vor einer großen Herausforderung steht. Was genaugenommen richtig ist, weil wir mitten in einem massiven Prozess der Umstrukturierung sind. Aber es ändert nichts an der Tatsache, dass wir davon leben gute Inhalte zu produzieren. Im Grunde genommen sind es noch immer die gleichen Kriterien, historisch gesehen. Es gilt guten Journalismus zu betreiben. Das wird funktionieren - auch in Zukunft. "

Søren Svendsen ist der digitale Direktor von JP/Politikens Hus und konzentriert sich auf Wachstum durch die digitale Transformation. IT- und Business-Daten befindet sich in Sørens Regie und seine tägliche Arbeit erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den digitalen Direktoren von JP, Politiken und Ekstra Bladet, sowie lokalen Zeitungen und Verlage.


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