Welche Plattformen sollte man in Zukunft für das digitale Publizieren von Zeitungen verwenden?

By Thomas Wittenburg | Nov 26 2015 | Insights

Dass digitales Publizieren möglich ist, ist längst keine Neuigkeit mehr. Medienhäuser auf der ganzen Welt haben mit Erfolg starke Geschäftsmodelle für digitales Publizieren entwickelt. Mit diesem Schritt soll in einer seit mehreren Jahren stagnierenden Branche die Aufmerksamkeit der Leser gewonnen werden.

Unsere Erfahrungen zeigen jedoch, dass noch immer Zweifel über die Zukunft des digitalen Publizierens von Zeitungen bestehen. Darüber hinaus wird unverändert diskutiert, auf welche Plattform man am besten setzen sollte. Liegt die Zukunft des digitalen Publizierens von Zeitungen bei Desktop-PCs, Tablets oder Smartphones?


Trends beim digitalen Publizieren von Zeitungen

Nach dem „World Press Trends 2015 Report“, der jüngst von der World Association of Newspapers and News Publishers (WAN-IFRA) herausgegeben wurde, ist die Zeitungsbranche noch immer größer als die Film-, Musik- und Buchverlagsbranchen. Mehr als zwei Milliarden Menschen lesen die Zeitung in ihrem guten alten Papierformat, während ungefähr 800 Millionen die Zeitung digital lesen.

Ein auffälliger Trend aus dem Bericht ist, dass junge Leute weiterhin jeden Tag nach Nachrichten Ausschau halten und viele davon bereit sind, für gute Inhalte zu zahlen. Nach Ansicht der WAN-IFRA ist diese Information interessant, da sie „traditionellen“ Weisheiten widerspricht. Seit einiger Zeit fragt sich die Branche mit Sorge, ob junge Leute überhaupt noch Nachrichten lesen möchten. Es ist jedoch keine Überraschung, dass das Internet für die Nachrichtenlektüre dieses Publikums als Quelle die ersten Wahl ist. Diese Generation ist in einer Welt aufgewachsen, in der das Internet als selbstverständliche Informationsquelle bereits etabliert.

Ist daher die Tatsache, dass junge Leute Nachrichten lesen und den Online-Vertrieb vorziehen, ein Hinweis darauf, dass sie Zeitungen auch zukünftig lieber auf digitalen Plattformen lesen werden?

Das digitale Publizieren von Zeitungen gibt Medienhäusern eine ausgezeichnete Gelegenheit, Leser zu gewinnen und die Einnahmen durch Werbung und eine Nachverfolgung der Lesegewohnheiten der Abonnenten zu steigern. Es bleibt jedoch folgende große Frage offen: Auf welche Plattform sollten sich Medienhäuser konzentrieren, um mehr Leser anzuziehen – Tablet, Desktop oder Smartphone?

 

Plattformübergreifendes Publizieren ist entscheidend

Jens Funder Berg, CEO von Visiolab, sprach beim diesjährigen „Mobile News Summit“, der Anfang Oktober im Rahmen der „World Publishing Expo in Hamburg“ stattfand, darüber, wie man ein effektives mobiles Geschäftsmodell realisiert. Bei dieser Präsentation berührte er zwei Themen, die für die Medienbranche entscheidend sind:

• bezahlte Nachrichten auf mobilen Geräten
• die vom Leser für das Lesen digitaler Nachrichten bevorzugte Art von Geräten.

Getreu der Philosophie von Visiolab – „Mit Daten arbeiten“ – untermauerte Jens seine Präsentation mit Daten aus einer neueren, von Visiolab in diesem Jahr durchgeführten Studie. In dieser Studie verfolgte Visiolab die Download-Gewohnheiten von 20 skandinavischen Zeitungen, um herauszufinden, welche Plattform die beste ist – das heißt, welche Plattform die Leser beim Herunterladen bezahlter digitaler Nachrichten bevorzugen.

Das Schaubild unten zeigt die Ergebnisse der Studie.

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Daraus ergeben sich zwei zentrale Erkenntnisse. Das große Tortendiagramm links zeigt ein allgemeines Bild der Ergebnisse aller 20 bezahlten digitalen Publikationen, die im Hinblick darauf, welche Download-Plattform die beliebteste ist, untersucht wurden. Es zeigt, dass das Tablet bei ePapern mit bezahlten Nachrichten an erster Stelle steht. Das Schaubild illustriert, dass 70 Prozent der 20 Publikationen ihre besten Ergebnisse auf dem Tablet erzielten. Nur 18 Prozent der Downloads erfolgten auf das Smartphone und 12 Prozent auf den Desktop.

Die kleineren Schaubilder rechts zeigen indessen eine Auswahl der jeweils auf Tablet, Smartphone und Desktop am stärksten vertretenen Zeitungen. Sie zeichnen also ein detaillierteres Bild der Ergebnisse der Studie. Das erste Schaubild (das sich auf das ePaper 1 bezieht) gleicht dem großen Tortendiagramm, wobei jedoch die auf Tablets getätigten Downloads um zehn Prozentpunkte höher und damit bei 80 Prozent liegen. Gerade diese digitale Zeitung war von den 20 an der Studie teilnehmenden Zeitungen diejenige mit den meisten Downloads auf Tablets.

Das zweite kleine Tortendiagramm (ePaper 2) weist jedoch ein vollständig anderes Ergebnis auf. Bei dieser Publikation fällt ins Auge, dass sie das beste Smartphone-Ergebnis erzielte, da 30 Prozent der Downloads auf diesem Weg erfolgen. Das ist ein erheblicher Unterschied zum allgemeinen Bild (bei dem 18 Prozent der Downloads auf das Smartphone erfolgen).

Das dritte kleine Schaubild (ePaper 3) stellt die Publikation mit dem besten Desktop-Ergebnis dar: mit 33 Prozent der Downloads auf dieser Plattform. Das ist eine im Vergleich zum allgemeinen Bild (von 12 Prozent) interessante Beobachtung, da dieses spezielle ePaper um das Dreifache über dem Durchschnittsprozentsatz liegt.

Aus den oben erwähnten Daten ist folglich der Schluss zu ziehen, dass es nicht notwendigerweise genau eine richtige Antwort auf die folgende Frage gibt: Welche Plattform stellt die Zukunft für das digitale Publizieren von Zeitungen dar? Zwar ist das Tablet der eindeutige Favorit, aber bedeutet das auch, dass die Medienhäuser keine anderen Plattformen mehr berücksichtigen sollten?

Nun gut, die unmittelbare Antwort ist nein: Die Verleger sollten definitiv mehr als eine Plattform im Auge behalten, auch wenn das Tablet die vorherrschende Plattform ist. Die Frage ist eher, welcher Plattform Priorität zukommen soll. Das ermittelt man am besten, indem man das Verhalten der Leser untersucht.

In dieser Hinsicht folgert die Studie von Visiolab, dass:

• Tablet und Smartphone nicht notwendigerweise die beliebtesten Geräte für bezahlte Nachrichten sind;

• das Verhalten der Leser von der physischen Umgebung abhängt, in der sie sich aufhalten (beispielsweise im Büro, im Zug oder Zuhause);

• bei der Entwicklung eines Geschäftsmodell für digitales Publizieren sowohl der Desktop als auch das Smartphone und das Tablet berücksichtigt werden sollten;

• es wichtig ist, das Verhalten der Leser zu verfolgen.

 

Wie ein plattformübergreifendes Geschäftsmodell zur Steigerung der Abonnementszahlen beitragen kann

Die Implementierung eines plattformübergreifenden Geschäftsmodells gibt Ihnen die Möglichkeit, die Zahl der Leser um bis zu 38 Prozent zu steigern und so Ihre Einnahmen zu erhöhen. Dafür ist lediglich erforderlich, dass Ihre Inhalte auf allen Plattformen dargestellt werden: Tablet, Smartphone und Desktop.

Wir stehen Ihnen jederzeit gerne zur Seite und stellen mehr Informationen über die Möglichkeiten des digitalen Publizierens von Zeitungen und das Sammeln von Daten bereit.

 


Thomas Wittenburg

Author

Thomas Wittenburg

Product Marketing Specialist, digital concept developer, wannabe rockstar and great beard.