Warum NDC zu einer Tablet-Zeitung im Druckdesign zurückgekehrt ist

By Lars Ørhøj | Dez 18 2014 | Cases

Dieser Gäste-Blog wurde von Wim Danhof von Mediafacts in den Niederlanden verfasst.

„Entscheiden Sie sich niemals für eine App voller akustischer und grafischer Animationen, wenn Ihre Zielgruppe gar nicht daran interessiert ist. Finden Sie stattdessen heraus, was Ihre Kunden sich heute wünschen.“ So lautete die zentrale Botschaft von Peter Idema in seiner Präsentation zur digitalen Strategie der NDC Mediagroep auf dem Mediafacts National Publishing Day am 26. November.

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Peter Idema, NDC Mediagroep

Damit sprach Peter Idema in seiner Präsentation zu digitalen Entwicklungen bei der NDC Mediagroep, dem Herausgeber der Tageszeitung Dagblad van het Noorden, der Regionalzeitung Leeuwarder Courant sowie weiteren Zeitungen, etwas aus, was man nicht allzu häufig hört, das aber einleuchtend ist. Während Propheten wie Juan Senor proklamierten, dass die Nachbildung der gedruckten Zeitung auf dem Tablet ein Fehler ist, ist NDC gerade zu genau diesem Ansatz zurückgekehrt.


Idema erläuterte, wie die NDC Mediagroep eine Tablet-optimierte Version der Druckausgabe kurz nach der Markteinführung des iPad entwickelte, sodass eine Zeitung mit einem gänzlich anderen Design speziell für das Tablet entstand. In der Präsentation skizzierte er zwei Gründe, warum diese vermeintlich fortschrittliche Tablet-Zeitung keinen Erfolg hatte:

Falsches Preisfindungsmodell

„Zunächst einmal wurden die Preise falsch festgelegt: Abonnenten der Zeitung konnten diese zu einem Mehrpreis von einem Euro auch auf ihrem Tablet lesen. Das hat nicht funktioniert. Abonnenten, die ausschließlich die Tablet-Zeitung lasen, mussten 145 Euro bezahlen. Nur sehr wenige Leser entschieden sich für diese Option.

Also versuchten wir herauszufinden, wer sich für bzw. gegen das Herunterladen der Zeitung entschieden hatte. Dabei wurden zwei Punkte deutlich: Die Leser erwarteten, dass eine Tablet-Zeitung immer aktuell ist, ihre Inhalte fortlaufend aktualisiert werden und neue Inhalte im Laufe des Tages hinzukommen. Das war nicht der Fall.“

„Eine weitere Gruppe wollte einfach nur ihre gewöhnliche Zeitung auf dem Tablet lesen. Viele Nutzer hatten Schwierigkeiten, beispielsweise mit der Navigation durch die Tablet-Zeitung. Den Leuten fiel es (laut den Herausgebern) schwer, die wichtigsten Nachrichten herauszufiltern. Schlimmer noch, viele Leser wussten aufgrund des neuen Aufbaus nicht, wann sie die ganze Zeitung fertig durchgelesen hatten.“

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Aus diesem Grund kehrte die Tablet-Version 2.0 des Leeuwarder Courant und des Dagblad van het Noorden zu einer Art Version 1.0 zurück: Sie stellt eine reine Nachbildung der gedruckten Ausgabe dar, wobei sie natürlich die Möglichkeit bietet, einige digitale Extras, z. B. verknüpfte Videos oder Webseiten, hinzuzufügen. Das dänische Unternehmen Visiolink wurde als Softwarepartner ausgewählt und stellte die Plattform zum vereinbarten Zeitpunkt in den Sommerferien 2013 zu einem Festpreis bereit.


Für Abonnenten der Druckversion ist das ePaper jetzt kostenlos erhältlich, und diejenigen, die lediglich das ePaper abonnieren, zahlen einen niedrigeren Preis als die Abonnenten der gedruckten Ausgabe. Das ePaper wird jeden Tag 10.000 bis 12.000 Mal heruntergeladen – bei einer bezahlten Druckauflage von ca. 120.000 beim Dagblad van het Noorden und 80.000 beim Leeuwarder Courant.


Die frühere App voller akustischer und grafischer Animationen wurde durch ein ePaper ersetzt, das gemäß der Marktforschung in stärkerem Maße den Wünschen der Leser von Zeitungen im Norden der Niederlande entspricht.

Nicht zu tun, ist keine Option

NDC Mediagroep prüft sorgfältig, wann und wie Weblinks und Videos zum ePaper hinzugefügt werden müssen. Darüber hinaus treiben die Wichtigkeit und die von ihnen ermittelten Anforderungen der Öffentlichkeit den Prozess stärker voran als je zuvor. Eine ernüchternde Lektion für einen Herausgeber im nüchternen Norden der Niederlande.


Lars Ørhøj

Author

Lars Ørhøj

Lars is Visiolink's Chief Marketing Office and an avid a cappella singer in the world acclaimed Danish choir Vocal Line. He has been a part of the media world for over 30 years.